Liebe ohne Treue
Aber geht es auch anders? Kann es funktionieren, dass zwei Menschen miteinander als Paar glücklich, sich aber sexuell nicht treu sind? Gibt es Liebe ohne Treue? Denn genau das bedeutet das Konzept der offenen Beziehung oder, im Fall von verheirateten Partnern, der offenen Ehe. Es erweitert das Konzept der individuellen Selbstbestimmung auf die sexuelle Selbstbestimmung innerhalb einer Beziehung. Die Theorie dahinter ist einfach zu erklären: Partner, die eine offene Beziehung führen, beugen damit Frust im Bett und heimlichem Fremdgehen vor. Wer sich keine ewige Treue geschworen hat, kann auch nicht betrügen und umgekehrt nicht betrogen werden. Es gibt keine Heimlichtuereien, Sex mit anderen Partnern ist ausdrücklich gestattet. So sind gleichzeitig sexuelle Abenteuer und eine vertraute Liebesbeziehung möglich.
Kann eine offene Beziehung vielleicht die Lösung für Menschen sein, deren monogame Beziehungen bislang scheiterten? Aus psychologischer Sicht scheint dies sogar recht logisch und einleuchtend. Wenn ein Partner damit Probleme hat, sexuell treu zu sein, dann setzt ihn das Fremdgeh-Verbot in einer Beziehung unter Druck. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Treue auch immer die Treue zu uns selbst meint. Unsere eigenen Bedürfnisse sind genauso wichtig, wie die unseres Partners. Unsere Bedürfnisse sind so individuell wie wir selbst, und genauso individuell muss jeder für sich selbst herausfinden, welcher Beziehungstyp er – ganz unabhängig von vorherrschenden Meinungen und Moralvorstellungen – wirklich ist. Denn Monogamie ist nicht die einzig richtige Lösung für jedes Paar, sondern lediglich eine Option unter verschiedenen. Wenn jemand also das Bedürfnis danach hat, seine Sexualität auch außerhalb seiner Beziehung auszuleben, ist er vielleicht einfach im Grunde seines Herzens eher ein offener Beziehungstyp und braucht neben einer vertrauten, starken und innigen Beziehung sexuelle Abenteuer.